Wir alle spielen Rollen in diesem Schauspiel, dass sich Leben nennt.
Es ist unser Leben. Unser eigenes! Und doch lassen wir uns in Rollen drücken, nehmen Rollen an, reißen Rollen an uns.
ich könnte mich nichten behaupten, dass ICH nur ICH bin.
Ich bin
Mama. Ganz klar, denn ich habe eine Tochter und diese Rolle wurde mir gegeben. Ich habe sie dankbar angenommen, erfülle ihre Pflichten und Aufgaben, freue mich über ihre Belohnungen und Erfahrungen.
Ich bin aber auch
Tochter! Ich liebe meine Eltern, bin gerne bei Ihnen. Ich schenke ihnen meine Zeit mit dieser Rolle. Genieße es, mich in einigen Dingen einfach auf sie zu verlassen und erlaube ihnen sich in anderen Dingen auf mich zu verlassen.
Und ich bin
Schwester von zwei tollen Brüdern. Sie passen auf mich auf, ich passe auf sie auf. Diese Rolle wurde erst mit der Zeit immer wichtiger. Sie beruht auf Gegenseitigkeit.
Ich bin
Enkelin und sehr stolz darauf noch so tolle und fitte Großeltern zu haben. In dieser Rolle spiele ich gerne, wenn auch sehr selten. Sie gibt mir meistens mehr zurück, als ich geben muss.
Aber ich bin auch
Ingenieurin. Natürlich, denn ich arbeite in
meinem Job gerne und gut. Diese Rolle habe ich mir verdient und mit
dieser Rolle verdiene ich meinen Lebensunterhalt.
Aber das ist noch lange nicht alles.
Ich bin Freundin, Patentante, ich bin Exfrau, Traumfrau und Kumpel, Hauseigentümerin, Nachbarin, Brötchenverdienerin, Arbeitnehmerin, Finanzen-im-blick-Halterin, Erzieherin, Trainerin, Autorin, Bloggerin, Näherin, Selbermacherin, Organisatorin, Mitarbeiter, Hausfrau.
Soziale oder existentielle Rollen, die unausweichlich sind, oder mir mit meinem sozialen Umfeld zugewiesen werden.
Und dann sind da noch die Rollen, die ich für mein eigenes Ego an mich reißen will. Psychologisch begründet und manchmal auch situationsgebunden.
Ich
will fitte Sportlerin sein, Ernährungswissenschaftlerin, selbständige
Designerin, eine femme fatale, eine tattowierte Rebellin, eine Bestimmerin, das süße Unschuldslamm, ein Sonnenschein, eine gute Seele, eine Positivdenkerin, das liebe Kind, die aktive Powermama, eine flirty Augenklimperin, die kreative Supermom, eine bewusste Genießerin, eine selbstbewusste, eloquente Frau, die taffe über-den-Dingen-Steherin
Kleine und große Rollen, die mein Leben mal mehr und mal weniger beeinflussen.
Die ich mal mehr und mal weniger intensiv spiele.
Aber wo in dem ganzen Rollenspiel bin ICH?
Das klingt so einfach: "eine Rolle spielen". Sich hineinversetzen in die Rolle. Sie spielen, danach wieder man selbst sein. Wie ein Kind, dass in eine Verkleidung schlüpft.
Dabei vernachlässigt man aber die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Rollen!
Als Mama will ich Vorbild sein, zwar streng aber immer mit einer guten Portion Alberheit, liebevoll, geduldig, tröstend, herzlich.
Als Arbeitnehmerin möchte ich souverän sein, kompetent, sachlich.
Als Bloggerin möchte ich vor Lebensfreude sprühen, quirlig sein, inspirieren.
Keine meiner mir gegebenen Rollen "spiele" ich.
In allen Rollen bin ich ICH, was mir mal mehr, mal weniger gut gelingt.
Ein Rollenspiel im wahrsten Sinne des Worte ist es aber bei den mir selbst auferlegten psychologischen Rollen.
In diesen Rollen verstelle ich mich schon ab und zu.
Vorfahrt genommen und von dem Autofahrer doof angemacht worden. Da spiele ich am besten ein zerknirschtes süßes Unschuldslamm.
Perfektes Gemüselastiges Quinoa mit Hähnchenfleisch gekocht, das weckt doch sofort die kompetente Ernährungswisschenschaftlerin in mir, die die Schokoküsse und Cookies vom Vortag ganz einfach überspielt.
Ihr wisst wie ich das meine. Ich brauch euch nicht sagen, wann ich femme fatale sein will, oder?
Die ganzen Rollen, die wir uns selbst aufzwängen sollten wir uns regelmößig bewusst vor Augen halten.
In welchen Rollen bin ich gut? Welche Rolle fällt mir zu spielen schwer? In welcher Rolle fühle ich mich wohl, in welcher fühle ich mich unwohl. Welche Rolle will ich behalten, welche will ich ablegen.
Und welche Rollen spielt ihr?
Lieblingsgrüße