23 Februar, 2017

Snackgesellschaft

Sie knabbern, knuspern und snacken den ganzen Tag.
Irgendeine Mami hat immer ein paar Zookekse, Gummibärchen, Lollis, Dinkeltaler oder manchmal geschnittenes Obst im Gepäck und verteilt es freudig an ihre Kinder und deren Spielgefährten.





Vor einigen Wochen, morgens im Kindergarten, wurde mir das ganz bewusst. Während sich das Zuckermädchen umzieht, nutze ich meine "freie Zeit" und sehe mich um.
Ihr kennt das: Jacke aus, Schuhe aus, Mütze, Handschuhe wegstecken, zwischendurch nochmal auf Toilette, Hausschuhe an, Hausschuhe wieder aus, weil sie auf einmal zu Leben erwachen und ein Rollenspiel mit Linki und Rechtsi vollzogen werden muss... Das dauert (und stresst und langweilt).
Ich stand mit dem Rücken an der Heizung gelehnt und sah mich gestressweilt im Vorraum um:

Ein süßes Mädel und ihre Mami saßen in meinem direkten Blickfeld. Das Mädchen zog sich müde einen Schuh aus und zerrte sich halbherzig die Mütze vom Kopf. Gleichzeitig jedoch plapperte Mami wohlwollen auf sie ein: Mami hat dir noch etwas zu essen eingepackt. Willst du noch ein Brot essen? Mami hat es klein geschnitten. Nach jedem Satz wanderte ein bemerkenswert akurat geschnittenen Stück Leberwurstbrot im weit geöffneten Mund des Mädels.

Zu dem Zeitpunkt war ich noch im sturen Beobachtungsmodus, gedanklich schon auf dem Weg zur Arbeit, mit einem Auge und Ohr noch im Rollenspiel von Linksi und Rechtsi.
Aber... hmm... Ich habe keinen Vorraum-Umziehsnack für das Mädel dabei.




Doch dieses Vorgehen konnte ich ab da täglich beobachten. Mami hatte immer einen Snack in der Tasche. Und auch im alltäglichen Leben wurde ich aufmerksamer: Im Hallenbad werden Amy und Kiara ständig aus dem Spiel gerissen und zum Apfelsnacken gerufen.
Ich habe kein Schwimmsnack dabei.
Im Balletkurs gibt es in der Pause Cracker für Lara und ihren Bruder Vincent.
Ich habe kein Balletsnack dabei.
Beim 40minutigen Kindertheater gibt es Bananenstücke und Salzstangen für Kilian.
Ich habe keinen 40 Minuten-Überbrückungs-Theater-Snack dabei... 
Auf dem Spielplatz sehe ich überall Muttis mit gefüllten Brotdosen und Snackpacks.
Und ich? 
Ja, ich trage einen Rucksack auf dem Rücken. Und in dem Rucksack zwei Tupperdosen. Mit Paprika, Gurke und Salzstangen befüllt. Ich muss! Ich fühle mich genötigt. Ich fühle mich unwohl, keine Snacks dabei zu haben und mich damit auffällig vom Mutterpulk abzugrenzen, obwohl ich weiß, dass wir nur eine kanppe Stunde verweilen werden.
Und während das Zuckermädchen lachend mit ihren Freunden von Snackdose zu Snackdose tänzelt und bei jeder Mami einen kleinen Snack bekommt, kann so auch ich meine Snackdose aus dem Rucksack holen und sie triumphierend auf meinen Schoss stellen.
Ja, kommt her, Kinderlein! Hier gibt es auch etwas. Ich bin eine gute Mutter und habe an den Snack gedacht!
Ich hätte lieber kein Spielplatzsnack dabei...





Fällt euch auch auf, dass unsere Kids immer und überall kauen? Ich schau kaum 5 Minuten weg, da kommt das Zuckermädchen schon wieder knabbernd oder lollileckend auf mich zu.Ich weiß, ich weiß, es ist nur gut gemeint, dass andere Mütter ihre Spielplatzsnacks auch mit meiner Tochter teilen. Doch ich hab ja nicht mal eine Chance, dankend abzulehen!

Und ich kann wirklich nicht von einer 5jährigen Zuckerschnute erwarten, dass ihr beim Anblick von Gummibärchen und Schokolade nicht das Wasser im Mund zusammen läuft und sie geistesgewärtig im Gedenken an das baldige Abendessen selbst den Kopf schüttelt.

Bentgo Box, perfekt für Schul- oder Kindergartensnacks

Ich hab nichts gegen gesunde (!) Snacks. Ganz im Gegenteil!
Snacks sind toll! Ich liebe bunt zusammengestellte Fingerfoods, Gemüsesticks und Obstteilchen.
Aber diese unkontrollierte rundumdieUhr-Zufütterung bereitet mir schon etwas Unbehagen. 

Und wenn ich weiß, dass wir einen langen Tag in nicht-unmittelbarer Nähe eines Kühlschrankes verbringen, habe ich ich die individuell gestaltete und dosierte Snackdose garantiert selbst eingepackt.
Dann machen wir zusammen ein Picknick auf einer Decke oder einem großen Badetuch. Das hat dann auch wieder etwas von einer gemeinsamen Mahlzeit.  


Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
Habt ihr gernen einen Sicherheits-Snack in der Tasche?
Werdet ihr gefragt, bevor euren Kids ein Snack angeboten wird?



Bin gespannt auf eure Meinungen!
Ich hol mir jetzt mal einen Snack!

Lieblingsgrüße!

14 Kommentare:

  1. Ich bin keine der Mütter, die immer eine Tupperdose in der Tasche hat mit Finkelstangen, Reiswaffeln oder geschnittenen Äpfelchen. Ehrlich gesagt bin ich mir da auch regelmäßig als Rabenmutter vorgekommen. Die anderen Mütter teilen natürlich gnädig und meine waren da natürlich auch immer dabei und futterten fröhlich die Tupperschüsseln der anderen leer. Allerdings muss ich sagen, sehe ich es auch nicht immer ein. Wenn mein Kind nach dem Frühstück ins Kleinkindturnen ging, was eine knappe Stunde dauert, ist er danavh nicht so ausgehungert, dass er schon beim umziehen den nächsten Snäck braucht. Einige Mütter beschweren sich, dass ihre Kinder nicht richtig essen. Aber wenn den ganzen Tag gesnackt wird, wer hat denn dann bei den Hauptmalzeiten großen Hunger.
    Und dann kommt natürlich das schlechte Gewiss n, soll man doch auch mal was mitbringen, dass sich das Kind nicht nur bei anderen durchfuttert?
    Eine Stunde Krabbelgruppe und davon können die Kinder eine halbe Stunde nichts nutzen, da sie von Snack zu Snack wandern und sich überall was zusammen sammeln. Ich denke, auch Kinder schaffen es mal eine Zeit lang ohne Essen auszuhalten.

    Liebe Grüße von einer Rabenmutter
    Phi

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    1. Toll geschrieben, Phi!
      Lieber Gruß zwischen Rabenmüttern ;)

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    2. Kann dir nur zustimmen. Ich nehme nur was bei längeren Ausflügen mit.

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    3. Kann dir nur zustimmen. Ich nehme nur was bei längeren Ausflügen mit.

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  2. Oha... um es mit den Worten meiner Tochter zu sagen... ich hasse es, mich macht es rasend. Beim ersten Kind war ich teils auch so, immer und überall was zu Snacken dabei... bis eines Tages für uns Eltern ein Abend in der Kita war, zum Thema Ernährung. Es war ein sehr informativer Abend, Eltern baten um Tips und Ratschläge, wie sie beim Abendessen ihre Kinder dazu bekommen was zu essen!
    Es sollte dann mal aufgeschrieben werden, wie oft am Tag den Kindern was zu essen angeboten wird. Da lag dann das Problem, ein Überangebot an essen in jeglicher Form, immer und überall, man musste nur zugreifen. Die EB sagte uns dann, dass die Kinder von heute überhaupt nicht mehr das Gefühl für Hunger entwickeln, damit meine ich nicht Hungern, sondern einfach nur was ist Hunger?
    Ich fand diesen Abend sehr aufschlussreich und seitdem gibts keine Snackboxen mehr, einzige Ausnahme: ein langes Fußballturnier, da packen wir dann mal was ein. Snacks in Form von Rohkost und Obst gibt es bei uns nur direkt zu den Mahlzeiten, seitdem ist das Essverhalten meiner Kinder deutlich besser geworden und verhungert ist hier noch keiner. Und wenn sie heute von der Schule oder Kita nach Hause kommen und sagen dass sie Hunger haben, dann glaube ich es ihnen auch, denn sie haben dafür ein Gefühl entwickelt

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  3. Ein toller Blogbeitrag und ich kann den beiden Kommentaren vor mir absolut zustimmen. Na klar, auch ich habe bis vor kurzem immer zwei Trinkflaschen und zwei Snackboxen (sonst streiten sich die beiden noch um die Snacks - geht ja gar nicht ;-) mit dabei gehabt. Meine Kinder sind 5,5 und 2,5 und haben irgendwann eine interessante Erwartungshaltung an den Tag gelegt: Mama hat immer und überall Wasser und einen Snack dabei (zu haben!). Das ging wirklich so weit, dass mein Sohn auf dem Weg zur Kita (7 Minuten Fahrzeit) einen Wutanfall bekam, weil ich nichts zum Trinken für ihn mit hatte. Und ich mir total gestresst von meiner Tochter ein entnervtes "Aber Oma hat immer was zum Trinken für uns im Auto dabei!" anhören musste. Da hat es damals irgendwie bei mir Klick gemacht. Wir haben letztendlich die Snacks stark reduziert. Wenn wir für zwei Stündchen auf den Spielplatz düsen, dann trinken wir vorher was und haben anschließend guten Hunger auf die nächste Mahlzeit ;-)
    Danke für den tollen Blog,
    Katrin

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  4. Finde das auch anstrengend! Habe normalerweise keinen Snack dabei. Außer wir sind über die üblichen Essenszeiten unterwegs. Hungrige Kinder sind kein Spaß. Die Kleine ist jetzt aber ein Jahr. Da haben sich die Essgewohnheiten noch nicht so eingependelt...also nehm ich wieder Snacks mit ;-) Aber bei der Großen hats mich zwischendurch echt genervt. Man wird komisch angeguckt weil das Kind sich selbst bei anderen bedient während man mal wegguckt. Natürlich ohne zu fragen, da das Kind noch zu klein ist für solche Formalitäten. Oder das Kind wird ungefragt mit durchgefüttert, weil die andere Mutter sich keinen Kopf macht um solche Formalitäten...und das Abendessen ist dann auch schon gegessen :-/
    Da kann man schon mal vom Tupperdosenmassaker fantasieren...
    LG Katrin

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  5. Ich habe inzwischen kein Problem mich unbeliebt zu machen. Da war die Mutter die ihrem Kind immer etwas rein stopfte. Als ich sie vor vielen Jahren mit zum kinderturnen mitnahm gab sie mir auch eine fett gepackte Dose mit Salzbrezeln, Gummibärchen und Keksen mit. Ich nahm die Dose aus dem Ruck sack des Kindes legte sie ins Auto und meinte "Die bleibt hier, wir haben jetzt Turnstunde und keine Eßstunde" Panische Blicke des übergewichtigen Kindes und ich durfte sie nie wieder mitnehmen, hahaha. Ich hasse Schokoverklebte Sporthallen.
    Meine Große wird 11 ich habe den Zeitsprung hinter mir und ich kann Euch sagen, alle Mädels (Jungs hab ich nicht so im Blick) wirklich alle die ständig mit Snacks, ob Apfel, oder Keks gefüttert wurden sind aus dem Leim gegangen. Die haben nie richtig Essen gelernt, der Insulinspiegel ist ständig hoch und das wird mit den Jahren schlimmer. es ist erschreckend wie manche aussehen

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  6. Danke für deinen Beitrag, er spricht mir aus dem Herzen. Ich bin selber übergewichtig und möchte meinem Kind auf keinen Fall ein schlechtes Essverhalten mitgeben. Bei uns gibt es seit er zwei ist drei Mahlzeiten und nachmittags noch einen Apfel oder ein anderes Obst. Gegessen wurde schon immer nur am Esstisch oder im Sommer am Gartentisch. Inzwischen habe ich mir ein Herz gefasst und mit den Eltern seiner Freunde abgesprochen, dass das auch bei Ihnen zu Hause bitte so sein soll und bisher wurde meine Bitte akzeptiert. Sicherlich zerreißen sich manche den Mund, aber das halte ich aus. Lg Ingrid

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  7. hej Linda, Ja, das hört sich irgendwie beunruhigend an :0) als die kinder klein waren und man in der stadt unterwegs war, hatte ich immer ein paar Löffelbiscuits, Butterkekse(vollkorn) oder auch Obst kleingeschnitten mit. Für den Notfall, wenn es länger dauerte. Aber ich denke, das feste Hauptmahlzeiten, besonders Frühstück wichtig sind. Und zwei Zwischenmahlzeiten in Form von Obst, Gemüse, ja vielleicht auch mal einen keks oder so. aber nicht dauernd, unkontrolliert und von der Mutter in den Mund geschoben. die kids melden sich schon, wenn sie wirklich hunger haben. unsere tochter (13) ist selbst verantwortlich, sich etwas zu trinken und vielleicht auch einen "snack" mitzunehmen, wenn wir wegfahren und es länger dauert.ganz LG aus dem windigen Dänemark, Ulrike :0)

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  8. Ja da hast du recht. Immer ist überall etwas dabei. Aber ich habe da Glück. Mein Sohn ist ein super Esser. Der isst wirklich nur wenn er Hunger hat und dazwischen nix. Da kann auch kein Sack ihn locken. Entsprechend habe ich mir nach der Babyphase, während der die kleinen immer und unmittelbar was haben mussten, es recht schnell abgewöhnt immer was mitzuschleppen. Ich nehme nur noch was mit, wenn ich weiß, wir sind länger weg. Am Ende habe doch immer nur ich selbst die Dosen leer gegessen... Nur was zu trinken habe ich immer dabei.

    Liebe Grüße
    Christina

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  9. Ohhh! Das ist ja mal genau mein Thema!
    Da krieg schon direkt Bluthochdruck! ;-)
    Es macht mich wahnsinnig, das viele Kinder IMMER und ÜBERALL essen und trinken müssen/sollen/dürfen!
    Denn für mich ist die Folge dieser ganzen Snackparade, dass Kinder verinnerlichen: Meine Bedürfnisse müssen jederzeit, sofort und unmittelbar gestillt werden. Ihnen wird die Chance genommen, zu lernen auch einmal abzuwarten, Bedürfnisse aufzuschieben, mal etwas auszuhalten.
    Und irgendwann beklagen sich dann alle, dass die Kinder ja so anstrengend sind, so fordernd.
    Das hängt für mich unmittelbar mit diesem Daueressen und-trinken zusammen.
    Später in der Schule wird diese Marotte fortgesetzt. Viele Lehrer*innen sind der Meinung, dass Trinken ja so wichtig ist und deshalb auch im Unterricht erlaubt sein muss. Das führt dazu, dass in manchen Klassen an Unterricht kaum zu denken ist, weil ständig jemand mit seiner Flasche knistert und eben auch sonst der Meinung ist, dass seine persönlichen Bedürfnisse immer sofort befriedigt werden müssen und vor allem anderen Vorrang haben...
    Wenn wir Ausflüge machen, oder es im Sommer sehr heiß ist, habe ich natürlich auch was dabei, um eben eine Mahlzeit zu ersetzen oder gegen das Schwitzen antrinken zu können, aber ansonsten nehme ich nichts mit. Ich habe sehr, sehr selten das Problem, dass doch mal eines der Kinder Durst hat, dann muss es das aushalten und alle haben das immer überlebt ;-).
    Hunger haben sie nie. Sie sind an regelmäßige Mahlzeiten gewöhnt und dazwischen eben satt.
    Ich würde mir wünschen, dass wieder mehr Eltern bereit sind ihren Kindern auch mal etwas zuzumuten, z.B. mal ein bis zwei Stunden ohne Nahrungsaufnahme auszukommen :-)
    V.G. Christina

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  10. Snacken wird überbewertet - ich finde es ganz schrecklich. In der Kommunionstunde, (3. Klasse - dauert 1,5 Stunden) kommt immer ein Kind mit der Frage, ob es was zu essen gibt. Außerdem müssen sie grundsätzlich auf's Klo und Sitzenbleiben ist eh doof. Schwer sich gegen diese scheinbar "Grundbedürfnisse" gegen zu stellen. Ich fühle sehr mit Lehrern in der Schule und beim Hobby.
    LG
    Henrike

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  11. Oh wie schön zu lesen das es anderen genauso geht! Mein Kleiner ist erst 13 Monate, aber bereits seit der Breieinführung muss ich mich gegenüber den anderen Müttern in der Krabbelgruppe rechtfertigen das er als einziger keine seltsamen Kinderkekse zwischendurch bekommt. Wenn wir unterwegs sind, habe ich immer eine Banane in der Handtasche, als eiserne Reserve. Ansonsten werden sämtliche Mahlzeiten am Esstisch eingenommen. Dafür isst er aber auch dann immer gut und ordentliche Portionen. Leider muss ich mich trotzdem jede Woche aufs Neue rechtfertigen... Aber das ist mir inzwischen egal:)

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