20 April, 2018

ist doch gar nicht zero! - grüne Gedanken beim Perfektionismus

Je tiefer ich in die Zerowastematerie eindringe, um so lauter werden unsinnigerweise empörte Gegenstimmen:
Wie kannst du behaupten, du würdest nachhaltig leben, wenn du doch verpacktes Fleisch kaufst und dein Nudelvorrat aus einer Packung mit Plastikfenster stammt?! 
Du bist lebst wohl kaum den Zerowaste-Lifestyle, nur weil du hier einen auf Bambuszahnbürste machst, aber dein Klopapier immer noch zig-fach gebleicht und in Plastik verpackt ist.



Nein, ich werde realistisch niemals eine Zerowasterin.
  • Ich weiß keinen Unverpacktladen in meiner Nähe und kann einige Lebensmittel einfach nicht ohne Verpackung kaufen. So oft wie möglich greife ich auf Glas oder Papier zurück, aber auch hier sind realistisch gesehen irgendwann die Grenzen erreicht.
  • Ich bin nicht reich und brauche meine Ersparnisse für Notfälle (Heizung kaputt, Waschmaschine kaputt, Auto kaputt). Für ein kleines Stück Fleisch den vierfachen Preis zu zahlen, oder Kartoffel für 4€ pro Kilo zu kaufen kann ich mir nicht dauerhaft leisten
  • Zum Nähen, Basteln, Selberherstellen kann ich mich oft und gerne bewegen und habe viel Spaß dabei. Doch mit Fulltimejob, Zuckermädchen und großem Sportinteresse muss ich bei meiner Freizeit Abstriche machen, wenn ich ein Produkt selbst herstelle. Mädels, ich hab heute keine Zeit für euch, weil ich meine Milch noch herstellen muss!  Das geht, aber das geht für mich sicher nicht immer.
  • Ich habe meine Grenzen, wie zum Beispiel das oben erwähnte Klopapier, Verhütungsmethoden, Medikamente und andere Dinge, die für mich nicht mit Wohlgefühl im Zerowastestyle umzusetzen sind.
  • Beim Anblick der mit Müll eines ganzes Jahres gefüllten Schraubgläser, die manch eine der Zerowasteikonen (zu Recht) stolz präsentiert, wird mir ganz komisch im Magen. Mit meiner gefüllten Restmülltonne fühle ich mich fast unwertig.

Also ist mein Projekt gescheitert?
Nein. Sicher nicht.  

Ich bin zwar von Zero waste weit entfernt, und  halte dieses Ziel realistisch betrachtet für utopisch, aber less waste macht ebenfalls einen großen Unterschied! 

Ich habe mein Haushaltsmüllaufkommen drastisch reudziert. Kann einige Produkte mit unverpackten, umweltschonenden Mitteln selbst herstellen. Habe ohne viel Geld dafür auszugeben Abschminkpads, Backpapier, Frischhaltefolie, Schwammtücher und andere Artikel zu hundert Prozent ersetzt. Und vielleicht hab ich sogar zwei bis drei von euch in ein oder zwei Situationen zum Umdenken animiert.
Stellt euch mal vor, das würden alle so machen. Das hätte einen gewaltigen Impact.

Ich betone es immer wieder und sage es auch heute gerne noch einmal.
Zerowaste ist ein Prozess, kein On/Off-Schalter.
Bei mir begann es mit Q-Tipps und Wattepads und nach und nach grabe ich mich weiter in die Materie vor, finde neue Ideen für mehr Nachhaltigkeit und entscheide selber, was für mich in meinem Leben umsetzbar ist.

Vielleicht sollten wir den Anspruch an "die Anderen" etwas tiefer schrauben und dafür selbst den ersten Schritt wagen? Vielleicht sollten wir insgesamt den Anspruch an uns nicht ganz so hoch hängen und dafür mehr Leute erreichen?


Lieblingsgrüße!

13 Kommentare:

  1. Schön geschrieben! Ich hatte letztens auch gedacht, für uns geht das nicht, alles zu ersetzen oder Dinge so einzukaufen, ohne dass wir drei bbis fünf gelbe Säcke im Monat an die Straße stellen müssen. Aus den gleichen genannten Gründen wie deinen. Aber, ich denke immer wieder an dich und an das, was wir machen können. Kleine Schritte sind besser als keine.
    Liebe Grüße Hanna

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  2. Ich sag nur Daumen hoch! Mir gefällt deine Einstellung und ich finde es toll was du schon alles umgesetzt hast und das du uns daran teilhaben lässt. Wenn sich jeder ein paar mehr "grüne Gedanken" machen würde, würde das schon ganz viel bringen! Und ganz ehrlich, jeder sollte erstmal vor seiner eigenen Haustür kehren, bevor man andere mit unnützen Kommentaren belästigt. Mach einfach weiter wie du es für gut und richtig hälst und lass die anderen Reden.
    LG Janina

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    1. Du Liebe!
      Danke für den netten Kommentar <3 und die aufbauenden Worte!

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  3. Ja, einfach nur ja zu allen Punkten, die du angesprochen hast.
    Man kann nicht von heute auf morgen alles umstellen, weil man die Alternativen zu den konventionellen Produkten (noch) nicht kennt, man muss z. T. viel recherchieren. Was wollen diese Leute dir eigentlich vorhalten, dass du dir zu wenig Mühe gibst? Less waste ist schon schwer genug und die Welt würde viel besser aussehen wenn alle weniger Müll produziert hätten. Oder wollen sie sich selbst bloß selbst ausruhen "ach ist eh nicht möglich" damit sie beruhigt ihren eigenen Konsum so weiter fortführen können?

    Ich versuche selbst Müll zu reduzieren, aber es ist so unglaublich schwer. Z.B. versuche ich auf feste Bio Seifen fürs Duschen oder Haare waschen umzusteigen, aber muss die Sachen im Internet bestellen. Und dann kommen die Sachen in einem Karton mit Plastik als Füllmaterial. Klasse.

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    1. Du machst das super! Kleine Schritte sind so wichtig!
      Und nur mit kleinen Schritten kommt man seinem Ziel näher.

      Obwohl... eigentlich ist der Weg das Ziel :) Und damit sind wir beide schon echt gut dabei, oder?

      Danke für den lieben Kommentar!

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  4. So wahre Gedanken!
    Ich finde es teilweise echt unverständlich und alles andere als motivierend, was man so an Vorwürfen liest. Das ist schon schade, da man sich eigentlich eher helfen und Mut machen sollte.

    Zero Waste ist für mich auch utopisch, der nächste Wochenmarkt ist 17 km entfernt, für einen Unverpackt Laden müsste ich über 80 km bis nach Hannover fahren. Daher versuche ich eben, es im normalen Supermarkt so gut wie möglich umzusetzen.

    Es geht doch nicht um Perfektion, sondern um ein Umweltbewusstsein! Jeder kleinste Schritt ist da wichtig, finde ich! :)

    Liebe Grüße!

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  5. Schön geschrieben und ich kann dir total beipflichten. Meine Familie und ich versuchen wirklich auch so nachhaltig wie möglich zu leben und Müll zu vermeiden wo immer es geht. Komischerweise wird man dann regelmäßig von Leuten belehrt, dass das alles total sinnlos wäre und bekommt die Dinge aufgezählt, die man eben (noch) nicht umgesetzt hat oder ähnliches.
    Total schade - das ist nämlich sehr demotivierend und wenig zielführend.

    Und ja - Zero Waste ist ein Prozess. Und nur weil man seinen Müll am Ende des Jahres nicht in ein Schraubglas unterbringt, heißt das noch lange nicht, dass man es auch ganz bleiben lassen kann!!!

    In diesem Sinne: mach weiter! Du machst das toll!

    LG,
    Kerstin

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  6. Ich lese Zero Waste echt gern mit, und auch wir beginnen einiges umzusetzen. Das dauert ganz einfach - aber wenn jeder in seinem kleinen Rahmen beginnt, dann kann was großes draus werden.

    LG
    Zottellotte Sonja

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  7. Hallo,

    hast du auch schon eine Alternative für Tampons?

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    1. Ja, da hab ich auch schon was.
      Hast du schon von der Menstruationstasse gehört? Auch gibt es waschbare Slipeinlagen (ähnlich der Stoffwindeln). Ich schreibe gerade an einem Beitrag zum Thema

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  8. Mein Beitrag ab diesem Frühling war die Anschaffung einer Glastrinkflasche. Ich konnte mir diese Masse von kleinen Plastikflaschen nicht mehr ansehen!
    Ansonsten habe ich einiges entdeckt, dass ich schon einiges umsetze wie mit Tasche zum Einkaufen zu gehen. Und einiges, dass ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen muss.
    Gruß, Ilona

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  9. Sehe ich auch so! Ich bin ganz gewiss nicht der Typ für zero waste, aber ich versuche auch Müll zu vermeiden und umweltbewusst zu leben. Ich finde, wenn jeder für sich überlegen würde, an welchen Stellen man die Dinge umweltfreundlicher gestalten kann, dann wären wir schon ein ganzes Stück weiter. An welchen "Schräubchen" ein jeder drehen mag, um Prozesse zu verändern, ist sicherlich unterschiedlich. Ganz davon abgesehen, dass ich mit einem gewissen Umweltbewusstsein bereits aufgewachsen bin, fing bei mir das Überdenken im Bad an, z.B. Seife nutzen, kein fertiges Peeling mehr kaufen usw. Man muss einfach immer die Augen offen halten und sich, u.a. über Blogs wie deinen, inspirieren lassen!
    LG Sonja

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