Letzte Woche hab ich mal
auf den Putz gehauen, weil ich mich über die ein oder andere "Ganz oder Gar Nicht"- Nachricht geärgert habe. Im Anschluss erreichten mich (neben vielen lieben Kommentaren und aufbauenden Worten - Danke!!!) einige vorsichtige Nachrichten, die betonten, dass sie wirklich gerne mehr für die Umwelt machen würden, aber gar nicht so recht wissen, wo man anfangen soll. Und da ich gelesen habe, dass viele von euch mit uns mitmachen und sich hier und da auch in
less waste ausprobieren - großartig! - gibt es jetzt noch mal ein kleines Startpaket für alle die auch etwas bewusster leben wollen, aber noch nicht wissen wie, denn
Denn Nachhaltigkeit ist teuer und aufwendig!
Es ist sehr anstrengend und im Biomarkt bekomme ich uns mit meinem wöchentlichen Budget für Nahrungsmitteln nicht satt!
Für mich ein erstmal absolut verständlicher Einwand.
Dass Nachhaltigkeit teuer sein könnte, ist beim Gedanken an die demeter-, bio-, fair- Labels nicht unwahrscheinlich. Dann braucht man noch spezielle Metalldosen für das Lunch, jede Menge Weckgläser für die Vorratshaltung, besondere Deos, Zahnbürsten, Cremes...
Noch besser ist, man macht das alles selber, baut Tomaten an, um daraus seine eigene Ketchupsorte zu kochen, schabt das Bienenwachs direkt beim Imker von den Waben, um daraus eine Lippenpflege zu kreieren.
Als "Neuling" möchte man völlig überfordert den Rückzug antreten.
Aber Nachhaltigkeit funktioniert nicht mit einem An/Aus-Schalter. Du musst dir also nicht von jetzt auf gleich das Versprechen abgeben:
Ab heute mach ich zerowaste! Das mach ich ja auch gar nicht, wie mein letzter Grüner Beitrag dir verraten hat.
Nachhaltigkeit ist ein Prozess, der sich nach und nach weiter entwickeln kann.
Ein Weg, der schon bei ganz kleinen Schritten anfängt.
Ich war noch vor einigen Monaten fest davon überzeugt, dass ich meine Grünen Gedanken zwar ausweiten und teilen möchte, sie wachsen lassen will und selbst daran wachsen will, aber nienieniemals meine Zähne mit einer Bambuszahnbürste putzen würde.
Viel zu sicher war ich mir, dass
nur meine elektrische Zahnbürste und die spezial super whitening Zahnreme meine Zahnreinigung vollenden können.
Und ratet mal, was bei mir jetzt im Badezimmer steht? Ja genau. Eine Bambuszahnbürste nebst selbstgemachter Zahncreme.
Für den Anfang habe ich euch ein paar kleine Schritte zusammengefasst, die ihr nach und nach angehen könnt. Vielleicht probiert ihr erstmal einen Step pro Woche. Oder sogar einen pro Monat! Umstellung ist schwer, auch für mich nach einem halben Jahr noch.
Ändere dein Konsumverhalten
Ebenso einfach wie anfangs unmöglich. Denk einfach noch einmal darüber nach, ob du eine achte blaue Jeans brauchst, wo du die tolle knallige Lampe überhaupt hinstellen willst oder ob das bunte Dekotöpfchen überhaupt notwendig ist.
Ich wurde kürzlich aus Gewohnheit schwach, als ich supertolle Einhornglitzerunnütz-Lipbalms fand. "
Oaaah, guck mal wie schön!" Noch während meine Hände versuchten den Lippenpflegestift zu erreichen, griff ein Gedanke ein ein:
"Du hast doch gerade Lippenpflege selbst gemacht!"
Dieses das-ist-schön-das-will-ich-weil-das-macht-mich-glücklich Gefühl sitzt tief und man muss es sich bewusst machen.
Verzichte auf Verpackungen
Bei Obst und Gemüse ist das eigentlich einfach. Hier muss man nur den gewohnten Griff zum hübschen Apfel-Sechserpack ändern. Nimm stattdessen die losen Nahrungsmittel. Drei Tomaten, 2 Birnen, 1 Apfel, 8 Kartoffeln. Es gibt spezielle
Netzbeutel* für den losen Einkauf, die auch noch echt hübsch sind. Ich lege die Waren bislang immer lose auf das Band.
Schau auch genauer in die Regale und suche nach
besseren Verpackungen, zum Beispiel aus Glas oder Papier. Oder checke die ethnischen Läden in deiner Umgebung ab, oft gibt es hier auch noch mehr lose Ware. Plastiktüten bleiben natürlich grundsätzlich im Laden. Nach dem
bring your own bag - Prinzip hast du einen Korb, Beutel oder Rucksack dabei.
Uns macht der Einkauf so übrigens sogar richtig Spaß!
Mach dir nen Plan!
Wir Deutschen werfen
313kg Nahrungsmittel weg. Pro Sekunde!
(interessanter Prime Film dazu:
Taste the Waste)
Meist handelt es sich schlicht um Überproduktion, weil wir auch um 18 Uhr noch ein volles Brotregal sehen wollen. Häufig aber auch Abgelaufenes oder Verdorbenes, dass wir aus Zeitmangel und Überangebot nicht verzehren konnten. Oft haben wir nicht mal wirklichen eine grobe Idee von dem Vorrat, den wir zu Hause habe und kaufen noch eine dritte Packung Kartoffeln, während die ersten zwei Packungen bereits keimen.
Wir haben einen
Einkaufszettel-Abroller direkt neben dem Kühlschrank. Dort notieren wir alles, was wir aufgebraucht haben. Vor dem Einkaufen überlegen wir gemeinsam, ob wir auf ein spezielles Gericht "Lust" haben, oder einen besonderen Kuchen backen wollen und notieren die notwendigen Zutaten ebenfalls. Dann kaufen wir auch nur das, was uns fehlt. Alles was dann nicht da ist, ist eben nicht da und kann für die nächste Woche auf den Einkaufszettel geschrieben werden.
Den Einkauf wirklich nur einmal
wöchentlich zu zelebrieren
spart nicht nur Spritkosten, Zeit und Nerven. Es ist auch gleich viel
ökologischer, das Auto nur einmal zum Supermarkt zu bewegen.
Use what you have
Dies ist zugegebenermaßen eine Eigenart, die ich mir in einer Zeit angewöhnt habe, in der meine finanziellen Mittel rar waren. Bevor ich neue Nahrungsmittel kaufe, brauche
ich zuerst alles auf. Wenn da noch Blumenkohl in der Gefriertruhe
schlummert, brauche ich keinen Brokkoli kaufen. Wenn ich noch
Kartoffeln habe, brauche ich keine Nudeln kaufen. Genau so kaufe
ich kein Spülmittel/Creme/Sonstiges, so lange noch Reste des selbigen in
zig verschiedenen Packungen schlummert.
Stell das Wasser ab!
Dass das Wasser beim
Zähneputzen nicht laufen sollte, brauche ich nicht mehr erwähnen, oder? Wer
das noch macht, dem gehört auf die Finger gehauen!
Aber du kannst
überall Wasser sparen: Pack die Spülmaschine und die Waschmaschine
richtig voll, bevor du sie anstellst. Nutze das Regenwasser zum
Blumengießen. Dusche dich nur kurz und vielleicht auch nur jeden zweiten Tag. Gerade beim Thema Duschen haben wir im vergangenen
Jahr sehr viel Wasser gespart. (lies hier von meiner
Duschroutine)
Aus
dem Duschkopf prasseln ca. 20l Wasser pro Minute, da kann man sich doch
nicht ruhigen Gewissens täglich 20min unter die Dusche stellen.
Mach das Licht aus!
Nein, im Dunkel sitzen musst du natürlich nicht. Aber schau dich doch mal in deiner Wohnung um. Wieviele Geräte hängen gerade am Stromnetz. Der Laptop? Der Kühlschrank? Die Mikrowelle? Die Kaffeemaschine? Der Fernseher? Das Radio? Der Radiowecker?
Zieh einfach mal aus der Steckdose heraus (oder behilf dir mir einer Schalter-Steckdose), was du gerade nicht brauchst. Koche für dein Teewasser nur genau so viel, wie du benötigst. Schließe den Topf mit einem Deckel, wenn du das Essen zubereitest. Mache das Licht aus, in Räumen in denen du dich nicht befindest. Lies ein Buch, anstatt dich von einer öden Sendung im Fernsehen berieseln zu lassen. Lass deine Wäsche lufttrocknen, anstatt einen Trockner zu verwenden
Habt ihr was bemerkt? Alle Tipss sind kostenfrei und nur minimal aufwendig. Es sind Kleinigkeiten, aber doch kann man nicht alles auf einmal umsetzen. Deshalb fangt einfach mal mit einer Sache an.
Es ist noch nichts für euch dabei? Was kann man sonst noch machen:
- Geh auf einen Wochenmarkt und nimm dir ein paar Stoffbeutel mit
- Benutze keine Küchenrolle mehr. Ein Putzlappen in der Spüle ist genau so gut
- Kaufe deine trockenen Lebensmittel (Nudeln, Getreide, etc.) in Größeren Gebinden auf Vorrat. Das reduziert dasVerpackung-zu-Lebensmittel-Verhältnis
- Repariere defekte Dinge, anstatt sie direkt zu entsorgen
- bestelle die Werbung ab, die täglich in deinem Briefkasten landet
- Kaufe und verkaufe second Hand. Alles was schon da ist und den Besitzer wechselt, muss nicht neu produziert werden. Verschenken geht übrigens auch und ist noch viel unaufwendiger
- Bestelle deinen Eistee im Café mit den Worten: Für mich bitte keinen Strohhalm, danke.
- Verwende feste Seife, statt Duschgel, Duschpeeling, Handwaschseife und Co.
- Besorg dir einen hübschen Coffee-To-Go-Becher und trage ihn immer bei dir.
- Koche dir deine Mahlzeiten für die Arbeit vor. Mealprepping ist heute so cool wie nie und im Netz findest du viele tolle Rezepte. Durch die Vorbereitung mit einer größeren Menge an Zutaten sparst du Energie, Kosten und Zeit
- Versuche dich an einem einfach Rezept. Zum Beispiel für Waschmittel, Handcreme oder Bodyscrub
- Stelle dir deine Biomüllbeutel aus alter Zeitung her, anstatt Plastiktüten zu verwenden
- Schneide dir Abschminkpads aus einem alten Handtuch zu, anstatt Wattepads zu kaufen
- Sprich darüber, was du für deinen grünen Fußabdruck tust, entweder in den Social medias oder mit Freunden und inspiriere andere.
Und? Was davon würdest du mal für dich ausprobieren?
Die Schritte, die wir gehen sind klein und einfach, aber wirksam.
Macht doch mit!
Lieblingsgrüße!