23 Januar, 2017

Wie kommt das Baby in den Bauch?



Wie kommt es auf die Welt?

Warum nimmt Mama die Pille?

Warum braucht man Tampons?

Bei uns war es zuletzt: Bin ich eigentlich aus deinem Bauch oder aus deiner Scheide gekommen? 
Ha! Da haben die netten Leute in der Schlange an der Kasse aber auch interessiert geschaut und ihre Ohren gespitzt! 




Kinder sollten irgendwann aufgeklärt werden…
Aber wann? Und wie? Und wie viel müssen sie wissen?


Zunächst eine kleine Anekdote aus meinem Leben.
Ich selbst bin als Kind nie richtig aufgeklärt worden. Ich erinnere mich, das ich im  Alter von vier Jahren nachgefragt habe, wo die Babys herkommen. Meine Mutter hielt es damals für sinnvoller, den Vorgang möglichst schemenhaft und stilisiert darzustellen. Wenn eine Mama und ein Papa sich ganz doll lieb haben, so sagte sie mir, und sich ganz fest umarmen, dann kriegt die Frau ein Kind. Mit vier Jahren reichte mir das damals aus, ich wollte ohnehin schnell wieder raus in den Garten und mit meinen Brüdern fangen spielen. Aber als mich mit sieben Jahren ein Junge, den ich sehr mochte, ganz fest umarmte, bekam ich es mit der Angst zu tun. Die Schlagzeile: "Deutschlands jüngste Mutter, bekommt gesundes Mädchen!" ging mir eine ganze Weile nicht aus dem Kopf! 
Die restliche Aufklärung hat sich dann mit der Zeit durch Freunde und Schule ergeben. Bravo und TV haben nachgeholfen. So richtig darüber gesprochen hat aber niemand. Häppchenweise hat man sich den Zusammenhang selbst erschlossen.
Den Sexualunterricht in der 6.Klasse fand ich damals, wie alle meine Mitschüler einfach nur sehr befremdlich… Gehemmtes Gekichere aus allen Sitzreihen, verlegene dreinblickende Jungs und peinlich berührte Mädchen… Dem Monolog der Lehrerin über den Zyklus der Frau, wurde mit starren Blick auf die Tischplatte standgehalten, still den einen Satz wie ein Mantra stetig wiederholend: Nimm mich nicht dran! Nimm mich nicht dran! Nimm mich nicht dran!



Ich wage zu behaupten, dass der Umgang mit dem Thema Aufklärung heute ein lockerer ist. Heute sind unsere Kinder durch die modernen Medien viel früher einer Flut von Tabuthemen ausgesetzt, was eine rechtzeitige Aufklärung wichtig, aber vielleicht auch leichter macht.
Den einen richtigen Zeitpunkt dafür gibt es nicht. 
Bevor das Kind ein Verständnis für Worte entwickelt ist es sicherlich zu früh, nachdem das Kind sich mit dem ersten Freund/Freundin im Zimmer einschließt ist es vielleicht schon zu spät.

Wichtig ist aber: Bevor man dem Kind diese wahnsinnig vielschichtigen und noch nicht real fassbaren Gedanken aufdrängt, sollte schon ein generelles Interesse da sein. Wenn das Kind alt genug ist eine Frage zu stellen, dann ist es auch bereit, eine (altersgerechte) Antwort zu erfahren. Aber keine Angst. Kinder gehen mit dem Thema noch ganz unbefangen und ohne Schamgefühl um.

Das Ziel: Eine kindgerechte Aufklärung mit größtmöglicher Offenheit. 
Wie das gehen soll? Basierend auf eigenen Erfahrung hab ich mir ein paar Gedanken gemacht: 

Abwarten
Bevor das Kind nicht selbst mal nachhakt, solltet ihr euer weitschweifendes Wissen erstmal für euch behalten. Das Zuckermädchen hat mit eineinhalb Jahren bereits wissen wollen, ob sie auch in meinem Bauch war. 
Irgendwann beobachtet das Kind vielleicht ganz interessiert den dicken Bauch, der Nachbarin, der vor 9 Monaten doch noch nicht da war. Da dürft ihr dann mit einer ersten kleinen Information einsteigen. 


Fangt früh, aber einfach an: 
Natürlich sollte man nicht direkt vom Vorgang der Penetration berichten. 
Viele Dinge am Kinderkriegen sind erstmal einfach spannend. 
Aber kleine Geschichte hat auch das Zuckermädchen schon ganz früh serviert bekommen. 
Warum habe ich einen Bauchnabel
Dass der eine Verbindung zu mir war, als sie in meinem Bauch war. Dass ich sie darüber ernähren konnte und sie darüber geatmet hat. Dass der Bauchnabel demnach sogar ein echtes, kleines, nie wieder entfernbares Mama-ich-hab-dich-lieb-Tattoo ist, fand sie damals ganz aufregend. 




Seid ehrlich:
Kinder fragen. Sie fragen viel und sie fragen manchmal unangenehme Dinge. Aber gerade dann darf man ehrlich sein! Es ist durchaus gestattet, die Antwort auf eine Frage zu verschiebend und erst die Warteschlange an der Kasse zu verlassen. 
Woher die Babys kommen kann man aber ganz ehrlich mit einem "Sie wachsen im Bauch einer Frau." beantworten. Je nach Alter des Kindes reicht diese Antwort vollkommen aus. Wen man mag, kann man noch anbieten, später mit (passenden) Bildern zu veranschaulichen, wie das Baby im Bauch heranwächst. 
Eine Storchengeschichte braucht es da nicht! 


Seid nicht einmalig: 
Natürlich seid ihr alle einmalig. 
Ein aufklärendes Gespräch darf aber ruhig alles andere als einmalig sein. Denn ein einziges Gespräch wird mit nichten reichen. Bietet dem Kind an, mit Fragen jederzeit (also auch in der Warteschlange an der Kasse) auf euch zu kommen zu dürfen. 
Das Thema Aufklärung kann auf unzählige kleine Gespräche verteilt werden. Jeder Fakt kann mehrfach durchgekaut werden. Bedenkt zum Beispiel: Der Blickwinkel auf das Thema ändert sich mit dem Altern des Kindes.


Haltet keine Vorträge:
Die Frage: Mama, was ist eigentlich eine Klitoris? bringt uns erstmal ins Stocken… Ähm, äh.. ja… also… äh… und schon hört man sich selbst lange um den heißen Brei herumreden um dann viel zu ausführlich Art, Beschaffenheit, Funktion und Hintergrund zu erläutern… 
Heee, ganz cool bleiben! Ein einfacher Antwortsatz reicht doch vollkommen aus. Und wenn nicht, dann darf das Kind ja weiter fragen. 


Seid nicht zu technisch: 
Aufklären bedeutet nicht, nur die "technischen Details" aufzuzählen. Sexualität hat doch für uns alle auch etwas mit Liebe zwischen zwei Menschen zu tun.


Nutzt passende Gelegenheiten: 
So Kind, es ist Sonntagabend, komm setzt dich mal zu mir, ich möchte mit dir über das Kinderkriegen reden!
Äh… ne… so nicht… 
Aber die Geburt eines Kindes in der Nachbarschaft, eine schwangere Freundin oder eine Hochzeit bieten die richtige Grundlage für einen kleinen Stupps. Oft kommen die Fragen der Kinder später, aber auch von ganz alleine.


Nennt die Dinge beim Namen:
Wir sage nicht Mumu, Dauntenrum, Pipimann, Dödel, Pullermann, oder (kürzlich erst gehört) Feuerwehrschlauch…
Die Geschlechtsteile des Menschen haben einen Namen und den benutzen wir auch. Ich sage ja auch nicht Würmer zu meinen Fingern oder Kugelchen zu meinem Bauch oder Knickis zu meinen Knien. 


Zeigt auch Grenzen auf: 
Das Zuckermädchen hat ein Herz voller Liebe. Sie umarmt ihre Freunde gerne und fest. Nicht alle ihre Freunde mögen das. Hier muss ich ihr deutlich machen, dass es auch bei der Liebe Grenzen gibt. Dass niemand (vor allem auch nicht sie selbst) zu Zuneigungen gezwungen werden darf.  Sie darf sagen, wenn ihr etwas nicht gefällt, sie soll aber auch die Grenzen anderer akzeptieren. 


Nutzt Hilfsmittel: 
Es gibt ganz tolle Aufklärungsbücher, die euch den Einstieg und dem Kind vielleicht auch das Fragen erleichtern. Wir lieben Peter Ida und Minimum.
Wir sind ebenfalls übergegangen auch ganz viel zu malen. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau. Die Gebärmutter und die Eierstöcke. Das Wachstum des Babys im Bauch... Haben wir alles schon gemeinsam zu Papier gebracht. Auch wenn ich zugegebenermaßen vorher insgeheim gegoogelt habe, denn alles weiß ich auch nicht. 





Ihr habt es zwischen den Zeilen schon herausgelesen. 
Die Aufklärung vom Zuckermädchen ist ,ihrem Alter entsprechend, längst in vollem Gange. 
Sie weiß woher die Kinder kommen, wie sie in die Mama rein und aus der Mama rauskommen. Momentan findet sie das Thema Pubertät unheimlich spannend. Und verspricht mir hoch und heilig, dass sie so etwas blödes wie "Pubertät" bestimmt nie machen will! 

Na, mal abwarten!

Wie ist es bei euch? Wie klärt ihr eure Kids auf?


Lieblingsgrüße!



_________________
Bücher:
Peter Ida und Minimum.
Hier mein Bauchnabel

6 Kommentare:

  1. Ich vermute, Dass bei uns noch nicht so schnell fragen kommen, da der Zwerg erst sprechen lernt, aber der Weg den du beschreibst ist auch der den wir nehmen werden. Ich habe das Buch Peter ida und Minimum als Kind geliebt, und auch mit Hilfe dieses Buchs erklärt bekommen, woher meine Schwester in Mamas Bauch kommt. Als wir es in der vierten Klasse dann in der Schule gelesen haben konntd ich es schon auswendig.

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    1. Witzig, das Buch wurde auch in der Schule behandelt?
      Find ich aber klasse! Das Buch ist echt super und richtig anschaulich, ohne dabei Verlegenheit auszulösen :)
      Viel Spaß beim Sprechlern-Erleben! Das ist so eine herrliche Zeit!

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  2. Ein schöner Beitrag über ein wichtiges Thema. Meine Eltern haben auch immer offen über alles gesprochen. Wenn mein Bruder und ich fragen hatten, wurde immer alles erklärt. Wir hatten auch ein Buch in dem wir gestöbert haben, aber die Titel weiß ich nicht mehr.
    Durch Zufall habe ich vor Jahren mal eine schöne Ausgabe der Sendung mit der Maus gesehen in der ganz toll und kindgerecht das Thema Aufklärung von der Zeugung bis zur Geburt erklärt wurde. Habe mich schon gefragt, ob man diese Folge evtl auf DVD bekommen kann.
    Wir haben noch Zeit mit dem Thema. Unsere kleine Motte ist erst 6 Monate :-)
    Wünsche dir eine schöne Woche. Liebe Grüße Ilka

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    1. Oh, nach der Folge werde ich mich im Netz mal umschauen! Danke für den tollen Tipp!

      Eure Eltern haben das mit euch ja offensichtlich auch ganz locker und super gehandhabt :)

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  3. Liebe Linda
    Unsere Mädchen sind zwischendurch sehr an Aufklärung interessiert. Aber sie wollen unter keinen Umständen sich hinsetzen und mit mir ein Buch dazu anschauen. Sie haben drei Bücher (kann Dir die Titel mal schicken, sind toll), die sie selbstständig lesen und dann kommen sie mit Fragen. Alleine, zu zweit, beim ins Bett bringen, beim Nachtessen....
    Zudem gibt es hier eine sogenannte Zyklus-Show für Mädchen oder Jungs. Unsere Grosse wird im März einen Tag dorthin gehen und gemeinsam mit anderen Mädchen noch durch eine aussenstehende Person aufgeklärt. Mal schauen wie sie das dann findet. (und manchmal frag ich mich, ob sie nicht noch zu jung ist mit 10, aber das ist das empfohlene Alter). Und schlussendlich hat die Tochter einer Freundin bereits kurz vor dem 10. Geburtstag ihre erste Menstruation bekommen, da ist wohl doch nicht zu früh....
    Liebste Grüsse
    Sabine

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    1. Hallo liebe Sabine,

      da ist es bei deinen und meinem Mädel sicher auch der Altersunterschied und vielleicht auch der Einzelkindaspekt, der dazu führt, dass das Zuckermädchen sich gerne mit mir zusammen ein Buch dazu anschaut. Die Fragen kommen aber nicht während des Lesens, sondern wie auch bei dir, einige Tage später in ganz alltäglichen Situationen...
      diese Zyklusshow klingt echt spannend! Schade, dass es sowas hier/früher nicht gibt/gab.
      10 Jahre finde ich persönlich gar nicht zu früh :D
      Aber aus Mamasicht hat man da ja immer einen anderen Blickwinkel ;)

      Liebste Grüße!

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