06 Februar, 2017

Schuluntersuchung - was passiert da?

Dieses Jahr steht uns ein neuer großer Lebensabschnitt bevor.
Dieses Jahr müssen wir ein paar organisatorische Änderungen annehmen und regeln.
Dieses Jahr kommen neue Aufgaben und eventuell auch Schwierigkeiten auf uns zu.

Dieses Jahr kommt das Zuckermädchen zur Schule.





Vor ein paar Wochen stand sie uns einer der ersten Schritte bevor. Die Schuluntersuchung.
Der Termin steht schon seit dem letzten Jahr im Kalender.
Seitdem wir diesem Schritt hinter uns gebracht haben, häufen sich die nervösen Fragen von anderen Mamis, bei deren Kindern die Untersuchung noch bevor steht:  

Und wie wars? Was mussstet ihr machen? Hat alles gut geklappt?

Ich will euch davon berichten. Aber erst mal vorweg:
Das Zuckermädchen hat die Schuluntersuchung ganz großartig gemeistert. Sie meisterte eine Aufgabe nach der anderen und ich saß still und stolz nickend daneben: "Ja, das ist meine. Jaja... die kann das."



Ihre Vorbereitung:
Eigentlich (!) sollen sich die Kinder ja nicht auf die Schuluntersuchung vorbereiten.
Aber sie möchte es! Sie ist gleichermaßen nervös und aufgeregt. Vorfreudig und eingeschüchtert.
Bereit sich zu beweisen, aber doch mit der Angst etwas falsch zu machen.
Sie möchte viel üben. Aufgaben lösen. Wieder und wieder rechnen, schreiben, malen... 
Im Wartebereich vor der Tür zum Untersuchungsraum ging sie diverse Fakten noch mal kategorisch durch: "Mama, welche Zahl ist noch mal unsere Hausnummer?"
Sie ist bestens vorbereitet!


Meine Vorbereitung: 
Die Spannung flach halten. Das Selbstvertrauen stärken. U-Heft und Impfpass finden. Heimlich recherchieren, ob wir irgendwo eine Liste sehen, was so abgefragt wird. Nur für das eigene gute Gefühl. Nur um zu sehen: "Och, ok... das schafft die."






Ihre Sorgen
Ein wenig Nervösität war vorhanden, denn sie will unbedingt zur Schule!
UN! BE! DINGT!
Und diese doofe kleine Untersuchung soll ihr das auf keinen Fall verbauen.
Und dann war da noch der nervige Husten: "Was ist wenn ich nicht antworten kann, weil ich husten muss?"

Meine Sorgen
Ich hatte bei ihren kognitiven Fähigkeiten keine Sorgen. Sie kann lesen, Fremdwörter einsetzen, grammatikalisch korrekt sprechen, phonetisch korrekt sprechen, bis 100 zählen, addieren, subtrahieren, multiplizieren, ein paar englische Sätze sitzen schon lange... sie ist schulfit und ich bin eine Oberangebermama!
Aber ihr Wesen ist eben noch ein fünfjähriges Kindergartenkind. Sie ist wild und unkonzentriert und lässt sich schnell und gerne ablenken. Wenn sie einen diffusen Tag hätte, könnte ihr das zum Verhängnis werden.

Ach quatsch! 
Sie ist energiegeladen und aufmerksam für einfach alles was um sie herum passiert.
Sie kann das!



Ihre Aufgabe - Die Schuluntersuchung
Die Untersuchung war in zwei Divisionen aufgeteilt. Die erste Voruntersuchung fand bei einer netten Dame mittleren Alters stand, die das Mädchen freundlich begrüßte.

Es folgten die ersten, eher faktischen Tests. Hör- und Sehtest, die Überprüfung des Gewichts und der Körpergröße. 116cm und 19kg. Alles in Ordnung.
Dann kamen die ersten Aufgaben, die es zu lösen galt.
Ein LKW ist zweimal abgebildet. Bei der zweiten Abbildung fehlen Formen und Striche, die sie vervollständigen darf. Super gemacht. Ein winziger Reifen, der am letzten Anhänger fehlte, wirderst beim zweiten Blick entdeckt."Ach, das haben die anderen Kindern auch übersehen", sagte die nette Frau zum Mädchen.
Als nächstes soll sie Kugeln auf einem Bild zählen. Zwanzig an der Zahl.
Sie zuckt mit den Schulter. Das ist kein Problem.  
Zum Schluss bekam sie einen Bogen auf dem viele, viele Smileys waren. Einige mit einem traurigen Mund. Diese soll sie durchstreichen. Sie hat dafür eine Minute Zeit.
Wow! Wie hochkonzentriert sie sein kann! Am Ende waren alle treurigen Smileys durchgestrichen und es waren noch 20 Sekunden übrig.
Anschließend wurde ich noch nach eventuellen Krankheiten, Allergien, Vorgeschichten gefragt.




Dann durften wir nach kurzer Wartezeit ein Zimmer weiter - zur Frau Doktorin.
Die Ärztin öffnete. Sie wirkte etwas getresst.
"Ich bin Frau Soundso und wie heißt du?"
Das Zuckermädchen antwortete brav und schüchtern mit ihrem Vornamen.
"Aha, und einen Nachnamen hast du nicht, oder was?!"

Schluck! Das war zu harsch! Jetzt ist sie verunsichert...
Aber sie antwortet, die Beine baumeln dabei unentwegt, zappeln hin und her und stoßen polternd ans Tischbein. Eine Verlegenheitsgeste, mit der sie ihre Enegie kanalisiert. Das kenn ich schon. Das war in meinen Augen schon fast die schwerste Prüfung.

Dann kommen wieder zahlreiche Aufgaben.
Zuerst soll sie Bälle auf Bildern zählen, die sie aber nur kurz zu sehen bekommt. Ich bin begeistert, wie schnell sie ist und versuche nicht euphorisch in die Hände zu klatschen.
Es folgen weitere Zählaufgaben, Mengenbilder auf denen sie erkennen soll, von welchem Gegenstand mehr zu sehen ist. Figuren, die sie erkennen und benennen soll. Figuren, die sie lokalisieren soll (das Krokodil sitzt zwischen den Palmen, die Katze liegt unter dem Tisch), Einzahl und Mehrzahl bilden, geometrische Formen bestimmen.
Alles kein Problem. Die Beine baumelt und klopfen dabei laut gegen das Tischbein, aber die Aufgaben sind innerhalb von Sekundenbruchteilen abgehakt und ich mache insgeheim eine Ghettofaust mit mir selbst.
Sie darf noch Bilderreihen ergänzen und in weiteren Bildereihen das "falsche Element" finden.
Da hat sie mich überrascht. Eine Reihe aus einer braunen Nuss, einer braunen Eichel, einem braunen Blatt und einem weißen Ei: Klar! Das Ei passt nicht. Meiner Meinung nach weil es ganz eindeutig nicht braun ist... pahahaaa! Weit gefehlt, denn Fakt ist, dass die anderen drei dargestellten Gegenstände vom Baum fallen und ein Ei eben nicht. Uh! Da hat sie sogar weiter gedacht, als ich!

Im Anschluss kam die einzige Aufgabe, die ihr echt schwer fiel: Quatschwörter nach sagen.
Die Ärztin sagte: "Ha-Fe-Lu-Po"
Das Zuckermädchen guckte vewirrt.
"Ha-Fe-Lu-Po! Jetzt du!"
Sie sah mich an und ich konnte ihre Gedanken lesen: Was will die Frau denn? Das ist doch kein echtes Wort. Das sag ich nicht, das ist Quatsch und mit der Frau will ich keinen Quatsch machen.
Ärztin: "Ha-Fe-Lu-Po"
Stille
Ärztin: "Drei Sieben Acht Fünf Vier"
Zuckermädchen: "Drei Sieben Acht Fünf Vier" 
Das war leicht. Das macht Sinn. Nach ein paar Versuchen ließ sie sich aber doch dazu überreden auch den Blödsinn nachzuquatschen, der für sie offensichtlich einfach keinen Sinn machte und bei dem sie deshalb Angst hatte, sich zu versprechen.

Zum Schluss gab es noch einen kurzen Motoriktest und etwas Sport
Auf den Fersen laufen, auf den Hacken laufen, auf einer Linie balancieren, über eine Linie springen. Einen Ball werfen und fangen.
Danach durfte sie sich anziehen und vor der Tür warten.


Meine Aufgabe: 
Still sitzen, Klappe halten! Ich darf nicht eingreifen, nichts sagen.

Nur ein aufmunterndes Nicken habe ich mir an zwei Stellen genehmigt, als sie mich fragend ansah: "Trau dich ruhig. Alles gut!"
Am Ende, als sie vor der Tür wartete, darf ich noch die Lorbeeren ernten. Das hätte sie selbst noch nie erlebt, dass ein Ende-Septemberkind bei allen Aufgaben so gut abschneidet. Absolut schulfähig. Nur emotional könnte man sie noch etwas stärken, weil sie etwas verschüchtert wirkt.



Unser Fazit: 
Wir fühlen uns riesengroß. Beide!
Sind erleichtert, dass alles so super gelaufen war. Mit einer riesen Portion Stolz auf allen Seiten.
Mit dem Zuckermädchen habe ich aber zugegebenermaßen auch ein lernbegeisterte und leistungsfähiges Alles-kein-Problem-Kind vorzuweisen. Ihr wildes Wesen, das manchmal vor Schüchternheit erstarrt ist aber einfach auch ein Teil von ihr.
Aber da machen wir uns jetzt keine Sorgen.


Lieblingsgrüße!

______________
Bei ihrer Schultasche haben wir uns für eine Ergobag entschieden.
Das Model "Feenzaubär", für das sich das Mädchen entschieden hat, findet ihr hier.
Ich hätte ja das Model "Zauberwald" präferiert ;)



4 Kommentare:

  1. Hut ab, gut gemeistert! Ich stand und stehe der Schuluntersuchung (unsere war vor etwa 4 Jahren) eher negativ gegenüber. Was aber sicher u.a. damit zusammenhängt, dass schon klar war, dass das Kind auf die Waldorfschule kommt. Die Leute waren nicht unfreundlich, zumindest im Rahmen, aber dieser Druck, die Leistung in hopphoppzeit, das fand ich da schon doof. Nun ist mein Kind eine eher seeehr ruhige, die die Dinge gut und zügig begreift und logisch und um die Ecke denken kann, aber in neuen Situationen erstmal extrem eingeschüchtert ist und vor allem soo leise spricht, dass ich manchmal große Schwierigkeiten hab, sie zu verstehen. Nicht sehr hilfreich bei so einer Untersuchung ;) Sie hat trotzdem gut abgeschnitten und so weiter, aber mir war das alles nichts. Es gab für uns in der Waldorfschule dann noch eine zweite Untersuchung, die komplett anders war. Ruhig. Ein MÄrchen wird vorgetragen, dann gibt es dazu Fragen, dann noch was malen. Weiß nicht genau, was noch, aber alles piano :) Na wir sind da richtig, denke ich. Das Kind ist immer noch schüchtern, aber das ist dort OK.

    Liebe Grüße und eine schöne letzte Vorschulzeit noch!!
    Dörte

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  2. Wow - das habt ihr toll gemacht und es freut mich das sie nun unbelastet und voller Freude in die Schule kommen kann. Dein Bericht ist sehr interessant, mal so zu hören um was es bei dieser Untersuchung eigentlich geht. Aber ich musste schon ganz oben schlucken, als ich gelesen habe "sie kann lesen, Fremdwörter einsetzen, grammatikalisch korrekt sprechen, phonetisch korrekt sprechen, bis 100 zählen, addieren, subtrahieren, multiplizieren, ein paar englische Sätze" - eigentlich dachte ich immer vieles davon lernt man in der Schule ... ich hoffe das dürfen Kindern gern, aber müssen es nicht vorher können. Liebe Grüße Ingrid und einen tollen Schulstart

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    1. Hallo liebe Ingrid!

      Danke für deine liebe Nachricht :)
      Aber nein! Das muss natürlich kein Kind zur Schuleinangsuntersuchung können! Es wurde auch nichts davon abgefragt (außer Grammatik und Phonetik, aber das recht spielerisch).
      Das Zuckermädchen hat ganz großen Spaß am Lernen und es klappt fast automatisch, aber auch nur, wenn sie Lust darauf hat.
      Es gibt aber bestimmt noch genug Dinge, die sie auch in der Schule noch lernen kann :)

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  3. Puh, da bin ich etwas erleichtert ... alles was er vorher mit Freude von allein lernt verschafft ein bisschen Luft und ist prima und für den Rest dürfen dann die Lehrer ran :-). LG Ingrid

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