03 Mai, 2018

Ich würde ja gern nachhaltiger leben, aber... - Dein gratis Starterkit für grüne Gedanken

Letzte Woche hab ich mal auf den Putz gehauen, weil ich mich über die ein oder andere "Ganz oder Gar Nicht"- Nachricht geärgert habe. Im Anschluss erreichten mich (neben vielen lieben Kommentaren und aufbauenden Worten - Danke!!!) einige vorsichtige Nachrichten, die betonten, dass sie wirklich gerne mehr für die Umwelt machen würden, aber gar nicht so recht wissen, wo man anfangen soll. Und da ich gelesen habe, dass viele von euch mit uns mitmachen und sich hier und da auch in less waste ausprobieren - großartig! - gibt es jetzt noch mal ein kleines Startpaket für alle die auch etwas bewusster leben wollen, aber noch nicht wissen wie, denn

Denn Nachhaltigkeit ist teuer und aufwendig!
Es ist sehr anstrengend und im Biomarkt bekomme ich uns mit meinem wöchentlichen Budget für Nahrungsmitteln nicht satt!




Für mich ein erstmal absolut verständlicher Einwand.
Dass Nachhaltigkeit teuer sein könnte, ist beim Gedanken an die demeter-, bio-, fair- Labels nicht unwahrscheinlich. Dann braucht man noch spezielle Metalldosen für das Lunch, jede Menge Weckgläser für die Vorratshaltung, besondere Deos, Zahnbürsten, Cremes...
Noch besser ist, man macht das alles selber, baut Tomaten an, um daraus seine eigene Ketchupsorte zu kochen, schabt das Bienenwachs direkt beim Imker von den Waben, um daraus eine Lippenpflege zu kreieren.

Als "Neuling" möchte man völlig überfordert den Rückzug antreten.
Aber Nachhaltigkeit funktioniert nicht mit einem An/Aus-Schalter. Du musst dir also nicht von jetzt auf gleich das Versprechen abgeben: Ab heute mach ich zerowaste! Das mach ich ja auch gar nicht, wie mein letzter Grüner Beitrag dir verraten hat.

Nachhaltigkeit ist ein Prozess, der sich nach und nach weiter entwickeln kann.
Ein Weg, der schon bei ganz kleinen Schritten anfängt.
Ich war noch vor einigen Monaten fest davon überzeugt, dass ich meine Grünen Gedanken zwar ausweiten und teilen möchte, sie wachsen lassen will und selbst daran wachsen will, aber nienieniemals meine Zähne mit einer Bambuszahnbürste putzen würde.
Viel zu sicher war ich mir, dass nur meine elektrische Zahnbürste und die spezial super whitening Zahnreme meine Zahnreinigung vollenden können.
Und ratet mal, was bei mir jetzt im Badezimmer steht? Ja genau. Eine Bambuszahnbürste nebst selbstgemachter Zahncreme.





Für den Anfang habe ich euch ein paar kleine Schritte zusammengefasst, die ihr nach und nach angehen könnt. Vielleicht probiert ihr erstmal einen Step pro Woche. Oder sogar einen pro Monat! Umstellung ist schwer, auch für mich nach einem halben Jahr noch.

Ändere dein Konsumverhalten
Ebenso einfach wie anfangs unmöglich. Denk einfach noch einmal darüber nach, ob du eine achte blaue Jeans brauchst, wo du die tolle knallige Lampe überhaupt hinstellen willst oder ob das bunte Dekotöpfchen überhaupt notwendig ist.
Ich wurde kürzlich aus Gewohnheit schwach, als ich supertolle Einhornglitzerunnütz-Lipbalms fand. "Oaaah, guck mal wie schön!" Noch während meine Hände versuchten den Lippenpflegestift zu erreichen, griff ein Gedanke ein ein: "Du hast doch gerade Lippenpflege selbst gemacht!"
Dieses das-ist-schön-das-will-ich-weil-das-macht-mich-glücklich Gefühl sitzt tief und man muss es sich bewusst machen.

Verzichte auf Verpackungen
Bei Obst und Gemüse ist das eigentlich einfach. Hier muss man nur den gewohnten Griff zum hübschen Apfel-Sechserpack ändern. Nimm stattdessen die losen Nahrungsmittel. Drei Tomaten, 2 Birnen, 1 Apfel, 8 Kartoffeln. Es gibt spezielle Netzbeutel* für den losen Einkauf, die auch noch echt hübsch sind. Ich lege die Waren bislang immer lose auf das Band.
Schau auch genauer in die Regale und suche nach besseren Verpackungen, zum Beispiel aus Glas oder Papier.  Oder checke die ethnischen Läden in deiner Umgebung ab, oft gibt es hier auch noch mehr lose Ware. Plastiktüten bleiben natürlich grundsätzlich im Laden. Nach dem bring your own bag - Prinzip hast du einen Korb, Beutel oder Rucksack dabei.
Uns macht der Einkauf so übrigens sogar richtig Spaß!




Mach dir nen Plan!
Wir Deutschen werfen 313kg Nahrungsmittel weg. Pro Sekunde!
(interessanter Prime Film dazu: Taste the Waste)
Meist handelt es sich schlicht um Überproduktion, weil wir auch um 18 Uhr noch ein volles Brotregal sehen wollen. Häufig aber auch Abgelaufenes oder Verdorbenes, dass wir aus Zeitmangel und Überangebot nicht verzehren konnten. Oft haben wir nicht mal wirklichen eine grobe Idee von dem Vorrat, den wir zu Hause habe und kaufen noch eine dritte Packung Kartoffeln, während die ersten zwei Packungen bereits keimen.
Wir haben einen Einkaufszettel-Abroller direkt neben dem Kühlschrank. Dort notieren wir alles, was wir aufgebraucht haben. Vor dem Einkaufen überlegen wir gemeinsam, ob wir auf ein spezielles Gericht "Lust" haben, oder einen besonderen Kuchen backen wollen und notieren die notwendigen Zutaten ebenfalls. Dann kaufen wir auch nur das, was uns fehlt. Alles was dann nicht da ist, ist eben nicht da und kann für die nächste Woche auf den Einkaufszettel geschrieben werden.
Den Einkauf wirklich nur einmal wöchentlich zu zelebrieren spart nicht nur Spritkosten, Zeit und Nerven. Es ist auch gleich viel ökologischer, das Auto nur einmal zum Supermarkt zu bewegen. 

Use what you have 
Dies ist zugegebenermaßen eine Eigenart, die ich mir in einer Zeit angewöhnt habe, in der meine finanziellen Mittel rar waren. Bevor ich neue Nahrungsmittel kaufe, brauche ich zuerst alles auf. Wenn da noch Blumenkohl in der Gefriertruhe schlummert, brauche ich keinen Brokkoli kaufen. Wenn ich noch Kartoffeln habe, brauche ich keine Nudeln kaufen. Genau so kaufe ich kein Spülmittel/Creme/Sonstiges, so lange noch Reste des selbigen in zig verschiedenen Packungen schlummert.





Stell das Wasser ab!
Dass das Wasser beim Zähneputzen nicht laufen sollte, brauche ich nicht mehr erwähnen, oder? Wer das noch macht, dem gehört auf die Finger gehauen!
Aber du kannst überall Wasser sparen: Pack die Spülmaschine und die Waschmaschine richtig voll, bevor du sie anstellst. Nutze das Regenwasser zum Blumengießen. Dusche dich nur kurz und vielleicht auch nur jeden zweiten Tag. Gerade beim Thema Duschen haben wir im vergangenen Jahr sehr viel Wasser gespart. (lies hier von meiner Duschroutine)
Aus dem Duschkopf prasseln ca. 20l Wasser pro Minute, da kann man sich doch nicht ruhigen Gewissens täglich 20min unter die Dusche stellen.

Mach das Licht aus!
Nein, im Dunkel sitzen musst du natürlich nicht. Aber schau dich doch mal in deiner Wohnung um. Wieviele Geräte hängen gerade am Stromnetz. Der Laptop? Der Kühlschrank? Die Mikrowelle? Die Kaffeemaschine? Der Fernseher? Das Radio? Der Radiowecker?
Zieh einfach mal aus der Steckdose heraus (oder behilf dir mir einer Schalter-Steckdose), was du gerade nicht brauchst. Koche für dein Teewasser nur genau so viel, wie du benötigst. Schließe den Topf mit einem Deckel, wenn du das Essen zubereitest. Mache das Licht aus, in Räumen in denen du dich nicht befindest. Lies ein Buch, anstatt dich von einer öden Sendung im Fernsehen berieseln zu lassen. Lass deine Wäsche lufttrocknen, anstatt einen Trockner zu verwenden



Habt ihr was bemerkt? Alle Tipss sind kostenfrei und nur minimal aufwendig. Es sind Kleinigkeiten, aber doch kann man nicht alles auf einmal umsetzen. Deshalb fangt einfach mal mit einer Sache an.
Es ist noch nichts für euch dabei? Was kann man sonst noch machen:
  • Geh auf einen Wochenmarkt und nimm dir ein paar Stoffbeutel mit
  • Benutze keine Küchenrolle mehr. Ein Putzlappen in der Spüle ist genau so gut
  • Kaufe deine trockenen Lebensmittel (Nudeln, Getreide, etc.) in Größeren Gebinden auf Vorrat. Das reduziert dasVerpackung-zu-Lebensmittel-Verhältnis 
  • Repariere defekte Dinge, anstatt sie direkt zu entsorgen
  • bestelle die Werbung ab, die täglich in deinem Briefkasten landet
  • Kaufe und verkaufe second Hand. Alles was schon da ist und den Besitzer wechselt, muss nicht neu produziert werden. Verschenken geht übrigens auch und ist noch viel unaufwendiger 
  • Bestelle deinen Eistee im Café mit den Worten: Für mich bitte keinen Strohhalm, danke.
  • Verwende feste Seife, statt Duschgel, Duschpeeling, Handwaschseife und Co.
  • Besorg dir einen hübschen Coffee-To-Go-Becher und trage ihn immer bei dir. 
  • Koche dir deine Mahlzeiten für die Arbeit vor. Mealprepping ist heute so cool wie nie und im Netz findest du viele tolle Rezepte. Durch die Vorbereitung mit einer größeren Menge an Zutaten sparst du Energie, Kosten und Zeit
  • Versuche dich an einem einfach Rezept. Zum Beispiel für Waschmittel, Handcreme oder Bodyscrub
  • Stelle dir deine Biomüllbeutel aus alter Zeitung her, anstatt Plastiktüten zu verwenden
  • Schneide dir Abschminkpads aus einem alten Handtuch zu, anstatt Wattepads zu kaufen
  • Sprich darüber, was du für deinen grünen Fußabdruck tust, entweder in den Social medias oder mit Freunden und inspiriere andere. 




Und? Was davon würdest du mal für dich ausprobieren?
Die Schritte, die wir gehen sind klein und einfach, aber wirksam.


Macht doch mit!
Lieblingsgrüße!


10 Kommentare:

  1. Irgendwie klappte das Kommentieren per Tablet neulich nicht,
    deshalb nun endlich der 2.Versuch am Rechner:
    Ich bin ja auch eine von denen, die immer mal kritisch nachfragt, ob das, was du dir da überlegt hast denn auch wirklich nachhaltig ist.
    Dabei bist du mir meilenweit voraus in Sachen Nachhaltigkeit (glaube ich ;-))
    Wie schön, dass du uns das Gratis-Starterkit zum nachhaltigen Leben zusammengestellt hast! Es zeigt, WIE einfach es doch wirklich ist, die ersten Schritte zu gehen.
    (Hättest du daraus eine Verlosung gemacht, hätte es sicher mehr Kommentare gegeben ;-))
    Und ich bin erleichtert: Vieles davon mache ich tatsächlich schon. Als nächstes werde ich diese blöde Werbung abbestellen.
    Also: Bitte weiter her mit deinen grünen Gedanken (und Taten).

    Viele liebe Grüße Christina

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    1. Man kann sicher alle grünen Ideen noch mal kritisch überdenken.
      Und das finde ich aogar gut. Ich freu mich ja auch über Verbesserungsvorschläge, wenn meine grünen Gedanken offensichtlich noch nicht ausgereift sind.

      Wenn ich erreiche, dass meine Leser beim nächsten Wocheneinkauf einfach nur einmal mehr nachdenken, wenn sie in der Gemüseabteilung zur Plastiktüte greifen, hab ich doch schon etwas verändert :D

      Und jeder der es geschafft hat, nach dem kurzen GEdanken in der Gemüseabteilung NICHT nach der Tüte zu greifen, wird es am Abend stolz der Mutter, Schwester, Partner, Nachbarin erzählen und schafft damit einen neuen Denkanstoß :D

      Jeah!
      Das ist ein Schnellballkonzept, dass mir gut gefällt!


      ÜBrigens: Bei mir hat es einige Wochen gedauert, bis die Werbung tatsächlich nicht mehr im Briefkasten landetet. Ich habe ingesamt drei Aufkleber angebracht mit steigender Größe und mittlerweile habe es alle Boten gesehen. Der Briefkasten ist fast immer leer :D

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  2. Toller Artikel! Danke für die vielen Tipps, ich möchte zukünftig auch noch mehr machen als bisher schon. Ich hab noch ein paar Fragen zum Waschmittel (die vielleicht etwas doof klingen, da ich ahnungslos bin ;-) ):
    Wird die Wäsche davon richtig sauber (auch fleckige)? Wie riecht sie danach? Merkt man irgendwas davon auf der Haut (Stichwort sensible Haut)? Muss man bei der Waschmaschine was beachten (Ablagerungen etc.)?
    Auf dem Terrain bin ich echter Neuling..

    Liebe Grüße,
    Antonia

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    1. Ernst gemeinte Fragen sind niemals doof!
      Ich kann dir deine Fragen mit meinen ERfahrungen beantworten:
      Die Wäsche wird absolut fleckenfrei sauber. Es gibt keine Waschmittelablagerungen, wie man sie manchmal von üblichen Waschmitteln kennt.
      Für den Geruch gebe ich Lavendelduft dazu, den riecht man aber nach dem Waschen leider kaum. ER verfliegt wahnsinnig schnell. Vielleicht gibt es da noch ein naürliches Duftkonzentrat, was sich länger hält?
      Ansonsten riecht die Wäsche einfach nach nichts. Geruchsneutral, wie man so schön sagt. Das ist für mich erst mal gewöhnungsbedürftig gewesen, weil der intensive, künstliche Frischeduft fehlte.

      Übrigens: Als Weichspüler, Geruchsfänger (ich mach ja fürchterlich viel Sport) und gegen Kalkablagerungen gebe ich gelegentlich etwas Essig in das Weichspülerfach. Nicht bei jeder Wäsche, aber einfach gelegentlich.
      Gegen Gerüche und für strahlend weiße Wäsche hilft etwas Natron.

      Das Waschmittelfach muss ich zugegebenermaßen etwas öfter sauber machen, als zuvor, da sich hier ab und zu Seifenreste bilden. Vorher habe ich es zweimal im Jahr gereingig (hust) und jetzt mache ich das etwa alle zwei bis drei Monate - sowieso ganz gut, denk ich.


      Für die Haut sollte das gerade gut sein.
      Es ist ja nichts drin, was zu Hautproblemen führen kann. Keine Duftstoffe, keine Zusätze usw.
      Falls du aber ein ernsthaftes Hautproblem hast oder eine generell sehr sehr sensible Haut, solltest du dich doch lieber an einen Hautarzt wenden und einfach mal nachfragen, ob er dir Kernseife und Waschsoda (mehr ist es ja nicht) empfehlen kann oder nicht.


      Ich hoffe ich hab dir soweit alles beantwortet. Ansonsten immer nachfragen

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    2. Ich schon wieder - ich habe neulich bei Smarticular.net eine Anleitung für einen DIY-Wäscheduft aus Alkohol und ätherischen Ölen gesehen:
      https://www.smarticular.net/waescheduft-natuerlich-bio-ohne-chemie-aetherische-oele-selbst-herstellen/
      Ich lege meist Lavendel oder Seife in den Schrank.

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    3. ooooh! Das mit der Seife im Schrank ist eine super Idee!
      Aller besten Dank fürs Teilen deines Tricks!

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  3. Liebes Fräulein Päng, ich bin über Deinen Kommentar bei bevegt zur Zero Waste Folge hier gelandet - tollen Blog hast Du hier! Seit ich Shias Buch gelesen habe, hab ich schon einiges verändert: Ich nehme immer meinen Beutel mit zum Bäcker und spare die Papiertüte, ich habe nachfüllbare Senseo-Pads angeschafft, ich trinke fast ausschliesslich Leitungswasser und verwende meine Gemüsetüten - wenn es denn unbedingt sein muss, Paprika oder so kaufe ich ohne Tüte - mehrfach. Aber ich bin absolut noch nicht supertoll: Ich kaufe immer noch Tetrapacks, ich verwende "normales" Waschmittel... Wichtig ist, denke ich, Bewußtsein zu schaffen: Nur wenn mir klar ist, dass Tetrapacks vielleicht nicht die beste Idee sind, kann ich mich nach Alternativen umgucken und dann im Zweifel BEWUSST entscheiden, dass für mich im Moment der Tetrapack noch sein muss oder wie ich ihn langfristig ersetzen kann. So eine Beschränkung macht ja auch kreativ und Lösungen suchen macht Spass! So, jetzt gehe ich noch ein bissle stöbern auf Deinem Blog...

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    1. Du BIST supertoll!
      Mit jedem Schritt den du gehst, bringst du eine wundervolle kleine Veränderung in dieser Welt mit. Und dein Kommentar zeigt mir ganz deutlich, wie sehr sich dein Bewusstsein bereits geändert hat.
      Ich finde es ganz großartig, wie du das angehst.
      Und wir beide zusammen sind ja schon zwei, die mit kleinen Schritten, eine kleine Veränderung schaffen :)

      Wie schön, übrigens, dass du von bevegt hergefunden hast.
      Bist du auch Läufer und/oder vegan, bzw. dahingehend interessiert?

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