05 September, 2016

Von Mut und Angst...

Eine kleine Erfahrung, die wir kürzlich auf einem Kinderflohmarkt machten:

Das Zuckermädchen hat eine eigene Geldbörse, in die ich und auch die Oma ein paar Geldstücke hineingelegt haben. Sie darf heute allein über das Geld verfügen und sich auf dem Flohmarkt etwas aussuchen. Zuerst gibt es ein kleines Buch, dass ich mit ihrem Geld für sie bezahle. Dann finden wir  eine Einhorn-Figur, bei der wir zusammen den Preis erfragen und bezahlen.

Dann schließlich verliebt sie sich in ein großes, pinkes, glitzerndes Plastikschloss. Es ist etwas bemalt und ein wenig kaputt (und kann also nicht teuer sein). Aber hey! Es kann leuchten, Musik machen und es ist pink! Sie will es! Unbedingt! Dieses Schloss und kein anderes.
"Okay", sage ich, "du darfst es dir kaufen. Aber diesmal fragst du selber, wieviel es kostet!"
Es gibt einiges Hin und Her vor dem pinkschlössigen Flohmarktstand.
"Ich kann das nicht alleine." "Du musst das machen." "Ich will das nicht machen." "Ich trau mich nicht."
"Okay", sage ich, "du musst es ja gar nicht machen. Wir können auch weitergehen und schauen, ob wir was anderes finden und du dann mehr Mut hast."
Das will sie auch nicht. Dieses Schloss hat es ihr angetan.





Also atmet sie tief durch. Sie ballt die kleinen Fäuste zusammen als wollte sie ihren Mut festhalten.
Dann nickt sie entschieden: "Okay, ich mache es!"
Und sie fragt. Allein.
Sie bezahlt. Allein.
Ich stehe nur hinter ihr. Nicke der Dame hinter dem Flohmarktstand freundlich zu.
"Alles okay, sie macht das schon!"






Es war eine kleine Erfahrung, die uns viel gab:

Danach waren wir beide so unheimlich stolz!
Danach fühlten wir uns beide so unheimlich groß! 
Sie, weil sie etwas getan hatte, vor dem sie Angst hatte und damit etwas erreicht hatte, was sie wollte. Und ich weil mein Kind so eine unheimliche Willenstärke bewiesen hat. Ich könnte mich so gut in sie hineinfühlen. Den Respekt vor der vermeintlich großen Aufgabe in ihren Augen sehen und den Moment anfassen, in dem sie entschlossen ihren Mut gesammelt hat.

Es zeigte mir auch, dass Angst und Mut einfach unmittelbar zueinander gehören. Dass man Angst haben muss, um Mut empfinden zu können.

Angst ist also auch etwas Gutes?
Mal angenommen, sie hätte keine Angst gehabt, an diesem besagten pinkschlössigen Flohmarktstand. Sie hätte nicht lange nachgedacht, wir hätten nicht lange diskutiert. Ich hätte nicht versucht ihr Mut zu machen oder ihr schlussendlich eine Alternative geboten.
Sicherlich hätte ich es auch irgendwie mutig gefunden, dass sie alleine mit der Dame hinter dem Stand kommuniziert. Aber der Flohmarktbesuch wäre ohne diese schöne, stärkende Erfahrung geblieben. Dann wären wir nicht innerlich gewachsen.


Ich bin stolz auf sie, weil sie Angst hat und sich der Angst gestellt hat.
Ich möchte ihr die Angst nicht ausreden. Ich will ihr Mut machen...


Wann waren eure Kids mal richtig mutig?




Lieblingsgrüße!

9 Kommentare:

  1. Das ist wirklich toll!
    Solche Erfahrungen hatte ich schon öfter, vor allem mit meinem Großen. Grade beim Ansprechen fremder Menschen oder bei Vorführungen muss er sich immer überwinden.
    Die beiden Kleineren sind da völlig cool. Meine Tochter(4) ging letztens im Schuhgeschäft zu einer Verkäuferin als ich gar nicht aufpasste und sagt: Entschuldigung darf ich sie kurz unterbrechen? Kann ich diese Zeitung mit nach Hause nehmen?
    Die war total baff... :-D
    GGLG Anna

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    1. Wahnsinn! Auch die Art und Weise sich auszudrücken!
      Sehr höflich und doch gerade heraus.
      Ich bin sehr begeistert von deiner Kleinen *__*

      Lieblingsgrüße!

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  2. Das klingt nach einem tollen Erfolg und ich bin in solchen Momenten auch immer sehr stolz auf meinen kleinen Mann. Kürzlich sagte er zu einer Frau, die im Zug einen Kirschkern einfach auf den Boden spuckte "Entschuldigung, aber das darf man nicht - heben sie ihn bitte auf und werfen sie ihn in den Mülleimer" - ich dachte die rastet gleich aus, aber nein - sie bückte sich widerstandslos und warf ihn in den Eimer und alle, die rumsaßen feixten sich eins. Ich musste ich gleich mal ganz doll drücken. LG Ingrid

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    1. Hach, ist das wundervoll!
      Da steckt schon so viel Verständnis für Tugenden und Mut auch dazu zu stehen in unseren Kindern!

      Wann und wo verliert man das auf dem Weg zum erwachsen werden?

      Toller Kommentar! <3

      Lieblingsgrüße!

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  3. Oh wie gut ich das kenne, während unser Großer immer sehr offen war und schon sehr früh alles alleine machen wollte, tut sich unsere Kleine (7) auch heute noch schwer. Fremde Menschen anzusprechen oder etwas zu Erfragen kostet sie nach wie vor große Überwindung. Die Freude danach, ist natürlich um so Größer. Seit einem Jahr geht sie in die Schule und es wird auch für sie leichter, weil man ja zwangsläufig so viel mehr Erwachsene etwas fragen muss, wenn man weiter kommen möchte oder etwas erreichen will. Ich finde, Du hast das sehr schön gelöst und man konnte den Stolz aus jedem Deiner Worte herauslesen.

    Ganz liebe Grüße
    Sandy

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    1. Danke für den lieben Kommentar, Sandy!
      Ja, fremde Menschen ansprechen ist schwer. Auch für viele Erwachsene noch - ich selbst bin da auch oft etwas gehemmt. Deshalb konnte ich das Mädchen auch sehr gut verstehen :)
      Aber der Trick ist ja, die Angst zu überwinden. Und so lange unsere Kleinen (und wir *hust*) das können, wachsen sie weiter :)

      Lieblingsgrüße!

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  4. Das kenne ich zur Genüge mit meinem Sohn. Leider traut er sich auch oft nicht etwas zu fragen..andererseits kann man dann ganz alleine in einen Build a Bear Laden schlendern und sich mal eben einen Teddy zusammenbauen ohne nach dem Preis zu fragen..ein Glück gab es da Geld von Oma...aber das war dann komplett weg. War dann auch eine Erfahrung. Letztens hab ich das mit meiner Mutter auf dem Flohmarkt gemacht. Sie wollte einen Übertopf, aber ich hatte ihr Geld. Sie handelt nicht gern und der Verkäuger wollte 2 Euro, ich fand den von weitem schon häßlich..ich hab ihr dan 1 Euro gegeben und gesagt, mehr ist der nicht wert. War ihr glaube ich etwas unangenehm..aber hat geklappt..50% gespart..hinterher fand sie es lustig.

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    1. Haha, da weiß er aber ja auch genau was er will. Ich hoffe den Bär behält er auch in Ehren.

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  5. Das kenne ich zur Genüge mit meinem Sohn. Leider traut er sich auch oft nicht etwas zu fragen..andererseits kann man dann ganz alleine in einen Build a Bear Laden schlendern und sich mal eben einen Teddy zusammenbauen ohne nach dem Preis zu fragen..ein Glück gab es da Geld von Oma...aber das war dann komplett weg. War dann auch eine Erfahrung. Letztens hab ich das mit meiner Mutter auf dem Flohmarkt gemacht. Sie wollte einen Übertopf, aber ich hatte ihr Geld. Sie handelt nicht gern und der Verkäuger wollte 2 Euro, ich fand den von weitem schon häßlich..ich hab ihr dan 1 Euro gegeben und gesagt, mehr ist der nicht wert. War ihr glaube ich etwas unangenehm..aber hat geklappt..50% gespart..hinterher fand sie es lustig.

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